L for Liberty

…because liberty is not negotiable.

Light versus hard und andere Gedanken zu Corona-Maßnahmen

Heute habe ich einen lesenswerten Artikel des geschätzten Bloggerkollegen Werwohlf entdeckt: Light schmeckt nie. In demselben wird bemängelt, dass die zwei bis drei vermutlich größten Problemherde punkto Neuinfektionen beim deutschen „Lockdown light“ nicht angegangen werden. Was kann man dazu aus Luxemburger Sicht anmerken?

1. Die Arbeit

Hier muss man sagen, dass in Luxemburg sowohl die öffentliche Hand als auch die Privatunternehmen wieder konsequent auf Homeoffice setzen, wo es denn möglich ist. Es bleiben jedoch immer Arbeitsfelder übrig, in denen leider kein Homeoffice möglich ist: von Arbeiten auf dem Bau oder in der Industrie bis hin zu gewissen Dienstleistungsbereichen, die auch im Lockdown (light) geöffnet bleiben dürfen wie bspw. Friseursalons. Hier müssen die betroffenen Menschen sich verstärkt um Eigenkontrolle von Hygienekonzepten und staatlichen Vorschriften bemühen. Zudem sollten solche Menschen regelmäßig mit Schnelltestern kontrolliert werden.

2. Der ÖPNV

Hier kann man anmerken dass viele Regionalbusse (wie bspw. die von mir genutzten Linien RGTR 306 und 209) derzeit fast leer sind. Anders verhält es sich jedoch mit manchen AVL- oder TICE-Buslinien in Luxemburg-Stadt und in der Minetteregion und auch bei manchen Zugverbindungen, besonders zu Rush Hour. Hier müsste man wohl einerseits schauen ob man noch mehr Busse und Züge zu diesen Stoßzeiten einsetzen kann bei gleichzeitiger Kapazitätsbeschränkung (zwecks Abstand halten) pro Verkehrsmittel, andrerseits schauen ob die Menschen in den Präsenz erforderlichen Arbeitsbereichen aus Punkt 1 vielleicht an unterschiedlichen Zeiten nach Hause fahren können, in dem die Arbeitszeiten entsprechend adaptiert werden.

3. Die Schule

Die Anzahl der Schülerbusse soll nach den Ferien erhöht werden. Das ist schonmal eine gute Meldung. Nur bleibe ich dabei und schreibe es nunmehr zum dritten Mal innerhalb einer Woche, dass man beim Sekundarunterricht zurück zu einer Aufteilung in A-, B- und vielleicht sogar C-Gruppen gehen muss, bei denen immer nur eine Gruppe im Klassenraum präsent sein wird oder sogar ganz auf Homeschooling und „virtuelle Schulstunden“ setzt, wie das auch bei der Universität – von praktischen Arbeiten mal abgesehen- bereits der Fall ist. Sekundarschüler können in der Regel auch allein zuhause sein und brauchen keine ständige Aufsicht. Dass die Schulen entscheidend sind, beweist die halbe Infektionswelle Anfang Juli, die nach der Aufhebung der A-/B-Gruppen auftauchte und durch die Sommerferien gestoppt wurde. Grundschulen und Kitas würde ich hingegen offen lassen, da ich Kinder nicht für Treiber dieser Pandemie halte und diese schon am meisten unter den Corona-Beschränkungen Anfang des Jahres leiden mussten, weil Kinder leider keine Lobby haben. Ich fand es nämlich erschreckend, dass Spielplätze als Letztes wieder geöffnet wurden, als sogar die Kneipen schon wieder offen hatten. Zudem ist es wichtig, dass die Kinder des so eminent wichtigen Pflegepersonals dort gut versorgt sind.

Zum Schutz der Risikogruppen schlage ich wiederum Schnelltester vor (bspw. vor jedem Besuch im Altersheim und regelmäßig beim Reinigungspersonal, die meistens für das Einschleppen von Erregern in Heimen verantwortlich sind, vor jedem Besuch bei Risikogruppen zuhause usw.). Zugegebenermaßen hat man diese Schnelltester eben noch nicht, sie müssen erstmal in großer Masse (zunächst vom Staat, dann zunehmend von privaten Personen und Unternehmen) eingekauft und landesweit promotet werden. Sowie FFP2 oder FFP3-Masken (mit Filter zur verbesserter Atmung für die Träger), die die betroffenen Menschen anstelle des „normalen“ (chirurgischen) Mund-/Nasenschutzes tragen sollten. Zudem sollten Hilfsangebote (bspw. zum Einkaufen) für ältere und/oder kranke Menschen angeboten werden. Die Gemeinde Differdingen ging hier mit gutem Beispiel voran, andere Gemeinden werden sicher nachziehen. Eventuell könnten auch Arbeitslose für solche Tätigkeiten rekrutiert werden, die damit ihr ALG aufbessern wollen.

Im oben verlinkten Artikel steht am Ende:

Der Werwohlf ist zuversichtlich, dass es einen Impfstoff und Medikamente gegen COVID-19 geben wird. Aber das wird wohl dauern. Zu lange für viele von uns.

Ehrlich gesagt, bin ich ganz skeptisch was einen Impfstoff Anfang 2021 angeht, auch wenn Politiker immer von einem solchen reden. Meine Hoffnung liegt vielmehr darauf, dass endlich- so schnell wie möglich- das Potential einer massiven Benutzung von Coronatests zum Eigengebrauch erkannt wird. Die Slowakei hat Schnelltester am Wochenende zu einer einmaligen Durchtestung der ganzen Bevölkerung genutzt. Das ist sicherlich ein interessantes Experiment, aber eine strategische Benutzung dieser Tests- wie ich sie mir vorstelle- sieht ganz anders aus. Mehr dazu hier.

Die Pandemie ist vorbei wenn eine Herdenimmunität erreicht wurde, sei es wünschenswerterweise durch eine Impfung, sei es durch eine Durchseuchung, sei es durch eine Kombination vom beidem, wobei die Durchseuchung aus diversen Gründen nicht „zu schnell“ von statten gehen darf. Bis zu diesem Zeitpunkt erscheinen mir Schnelltester in Kombination mit den bereits bekannten AHAAL-Regeln und Kontaktbeschränkungen am sinnvollsten.

Sollten die Experten jedoch zur Schlussfolgerung kommen, dass nur ein erneuter Lockdown uns jetzt kurzfristig noch helfen kann, stellt sich die Frage ob dieser eher light oder eher hard sein sollte. Genau darüber hatte ich die Tage mit einem anderen Lockdown-Gegner geredet und wir waren uns einig, dass wir persönlich die Länge eines Lockdowns für psychologisch unerträglicher halten als die Härte. Also aus unserer Sicht: lieber zwei bis drei Wochen „harter Lockdown“ (u.U. gar im Extremfall mit Hausarrest) als einen oder mehrere Monate „Lockdown light“. Was von beidem nun ökonomisch schädlicher ist, weiss ich nicht, könnte mir aber gut vorstellen, dass auch wirtschaftlich die erste Variante weniger schädlich wäre. Das kann man freilich anders sehen.

Egal ob light oder hard, wir müssen jedoch spätestens nach einem zweiten Lockdown endlich lernen mit dem Virus zu leben. Auf ewig kann die Misere so echt nicht weitergehen. Manche europäischen Städte brennen bereits. Das Virus bedroht auch unsere Demokratie massiv und wir müssen diese verteidigen. Mit diesen mahnenden Worten schließe ich für heute ab.

Noch ein Meme zu einer kleinen Aufheiterung in der doch dunklen Lage:
BTTF
😉

November 2, 2020 - Posted by | Deutschland, Luxemburg | , ,

1 Kommentar »

  1. […] hier ein Beitrag, in dem er die Vorstellungen des Werwohlfs auf Luxemburger Verhältnisse hin […]

    Pingback von Eine liberale Sicht zum Lockdown | Der letzte Biss | November 2, 2020


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