Meng Sprooch, mäi Land
Gehen wir gleich in die Vollen und klären die Prämissen: Luxemburgisch ist linguistisch gesehen ein Dialekt, keine eigene Sprache. Politisch hingegen ist es eine historisch derart gewachsene Mundart, dass sie als eigene Sprache durchgeht. Sie hat ein nationales Territorium, das sie von anderen Ländern mit ihren Sprachen abgrenzt. Wäre die Geschichte im 19ten Jahrhundert minimal anders verlaufen, würde heute kein Mensch nach Luxemburgisch fragen. Es wäre ein Dialekt wie andere auch und wäre, ebenso wie diese, am verschwinden. In der aktuellen Diskussion um Identität, Sprache und Nationalitätengesetz, bekommt Luxemburgisch einen sehr eigenartigen Stellenwert. Es ist eine paradoxe Situation: Es wird mehr Luxemburgisch überall gefordert und zeitgleich davon gesprochen, dass die Ausländer sich mehr einbringen und sogar zum Luxemburgischen gezwungen werden sollten. Das ist aber keine Analyse, sondern Teil des Problems: Mit ersterem wird eine Mauer errichtet. Mit letzterem wird verlangt, dass die sprachlich Benachteiligten sie gefälligst einreißen sollen – und zwar einseitig!