L for Liberty

…because liberty is not negotiable.

Der Feminismus und ich

Die Kollegen von GayWest haben mich auf sieben interessante Fragen zum Feminismus aufmerksam gemacht, auf die ich- wie Adrian- gerne näher eingehen möchte, zumal so etliche Ausführungen meinerseits in letzter Zeit für einige Irritationen gesorgt haben mögen. Diese Antworten sollen meine eigenen Positionen zu Geschlechterfragen wie Frauen-, Männer- und Gleichstellungspolitik besser darlegen.

1. Welche große Errungenschaft der letzten Welle des Feminismus empfindest Du als wichtig? Welche als überzogen?

Da ich- ehrlich gesagt- nicht wirklich weiß, welche Errungenschaft konkret welcher Welle zuzuordnen ist, beantworte ich die Frage mal ganz allgemein i.S.v. „Welche Errungenschaft des Feminismus empfindest Du als wichtig?“

Da fiele mir so einiges ein: das Frauenwahlrecht, das Recht auf freie Berufswahl (ohne vorherige Erlaubnis des Ehemanns), das Recht ein eigenes Konto eröffnen zu dürfen, das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung, die Strafbarkeit von Vergewaltigung und sexueller Nötigung in der Ehe, die Straffreiheit eines Schwangerschaftsabbruchs… grob gesprochen also letzendlich alle Reformen, die Frauen endlich als autonome Wesen betrachtet haben, die ihr eigenes Leben frei von paternalistischer Bevormundung durch Väter, Ehegatten oder den Staat leben dürfen.

Als überzogen bzw. besser gesagt vollkommen falsch finde ich die Forderung nach Quoten. Nicht, weil ich gegen „mehr Frauen“ in Führungspositionen bin, das fände ich an sich ganz gut, sondern weil der Zweck nicht die Mittel heiligt. Als Liberaler verteidige ich selbstverständlich die Vertragsfreiheit als Grundpfeiler der Marktwirtschaft. Gesetzlich vorgeschriebene Quoten schränken diese Freiheit leider ein. Zudem halte ich Quoten für extrem kontraproduktiv, da Frauen in Führungspositionen unter den Generalverdacht geraten, nur „Quotentussys“ zu sein.

Vehement kritisiere ich desweiteren die vorgeschlagene „moralistische“ Verbotspolitik mancher Gruppen wie bspw. des nationalen Frauenrats. Ich komme später darauf zurück.

2. Welche feministische Forderung (z. B. einer politischen Partei) der letzten 10 Jahre hättest Du auch noch aus heutiger Sicht voll und ganz unterstützen können?

Der Kampf gegen jegliche Gewalt, sexueller oder anderweitiger Natur, gegen Frauen. Im Besonderen der Kampf gegen Genitalverstümmelung. In Luxemburg vor allem die Forderung nach der Fristenregelung. Ebenso die Forderung, dass die Thronnachfolge nicht ans Geschlecht gebunden sein sollte, solange wir eine Monarchie bleiben. Das Recht frei wählen zu dürfen ob bei einer Heirat die Frau den Namen ihres Ehemannes annimmt oder umgekehrt.

3. Welche aktuellen feministischen Forderungen findest Du richtig?

Die Forderung nach einer rezeptfreien Freigabe der „Pille danach“. Ebenso die Forderung nach einer Zulassung der PID (wobei ich nicht weiß, ob das unbedingt eine feministische Forderung ist, aber in der EMMA wurde diese vehement verteidigt wie ansonsten nur selten im deutschsprachigen Raum).

4. Mit welcher bekannten Feministin glaubst Du, könntest Du ein Bier trinken gehen und Dich mit ihr zivilisiert über Männerpolitik zu unterhalten? Mit welcher Feministin könntest Du das garantiert nicht? Ein Beispiel reicht, gerne aber auch mehr.

Ich glaube grundsätzlich (naiverweise?) daran, dass man mit jedem Andersdenkenden erstmal reden kann, also natürlich auch mit Feministinnen. Bei einer Alice Schwarzer wäre das bei manchen Themen sicher nicht einfach, aber ich würde mich dennoch jederzeit einer solchen Diskussion stellen. Wirklich gerne ein Bier trinken würde ich aber mit Wendy McElroy.

5. Gibt es feministische Gruppen, die Du, evtl. auch nur in Teilen, unterstützen könntest?

Eigentlich gibt es keine (ideologischen) Gruppen, feministischer oder sonstwelcher Natur, die ich wirklich unterstützen kann. Auf einer reinen ad-hoc-Basis ist eine Zusammenarbeit zu bestimmten, konkreten Themen mit diversen Gruppen jedoch jederzeit denkbar. Jedenfalls für mich. Ob jedoch manche Gruppen mit mir zusammenarbeiten wollen würden, ist wiederum eine ganz andere Frage 😉

6. Was ist Deiner Meinung nach der größte Fehler des Feminismus gewesen?

Ich sehe da persönlich drei.

1. Der Irrglauben an Vater Staat.

Die Strafbarkeit der „Vergewaltigung in der Ehe“ erforderte natürlich ein Einschreiten des Gesetzgebers, keine Frage, der Staat hat uns vor Zwang und Gewalt zu schützen, aber es sollte NICHT die Aufgabe des Staates sein, Gesellschaftsklempnerei zu betreiben, Bürger zu „erziehen“ und dabei leider fortwährend Grundrechte einzuschränken. Die heute dominante Strömung des Feminismus ist leider stark etatistischer Natur. So haben Feministinnen sicherlich Recht, wenn sie frauenfeindliche Aussagen kritisieren, diese strafrechtlich belangen lassen zu wollen, ist jedoch ein für mich nicht hinnehmbarer Angriff auf die Meinungsfreiheit. Die problematischen Quoten als Angriff auf die wirtschaftliche Freiheit habe ich ja bereits kritisiert. Hinzu kommen Verbotsbestrebungen: von (angeblich) sexistischer, „objektifizierender“ Werbung über Pornographie bis hin zur Prostitution. Egal, wie man zu diesen Dingen steht (besonders über das in Mainstream-Pornos vermittelte Frauenbild wäre sicher einiges zu sagen), sie einfach verbieten lassen zu wollen, ist einer offenen, pluralistischen Gesellschaft unwürdig. Jeder Mensch hat gewisse Dinge die ihm missfallen an der Gesellschaft, in der er lebt. Mich stört bspw. die m.E. sehr ausgeprägte Neidkultur in Luxemburg. Ich werde die also nach Herzenslust kritisieren. Natürlich mit dem Wunsch meine Mitmenschen zum Nachdenken zu bringen und ggf. Dinge zu verändern. Ich werde jedoch niemals Staatsgewalt vorschlagen um die Neidkultur auszurotten. Als Liberaler wehre ich mich grundsätzlich gegen jede Form von Etatismus, feministischer oder anderweitiger Natur.

2. Ideologische Bevormundung

Bei manchen FeministInnen hat man den Eindruck, dass für sie nur ein bestimmtes Bewusstsein das einzig Wahre und Richtige ist. Frauen, deren Lebensstil nicht zu diesem passt, werden nicht selten brutal angegangen. Jede Frau sollte jedoch das Recht haben so zu leben wie sie leben möchte und es ggf. im gegenseitigen Einvernehmen mit ihrem Lebenspartner beschlossen hat. Feminismus sollte also nicht hausfrauenfeindlich sein, wenngleich es natürlich eine Kernforderung bleiben muss, dass Kind und Karriere zusammen möglich sein sollen. Freie Familiengestaltung sollte wichtiger sein als irgendwelche Lohnstatistiken. Die Kernsphäre des Privaten (man denke nur an Fragen wie Intimrasur: ja oder nein?) sollte nicht weiter politisiert werden. Ob eine Frau sich rasiert oder nicht, ob sie sich schminkt oder nicht, ob sie ihre Brüste umoperieren lässt oder nicht, ob sie Stöckelschuhe oder ein Kopftuch trägt oder eben nicht, all dies ist irrelevant. Wichtig ist stets die Wahlfreiheit jeder Frau zu verteidigen (was natürlich nicht ausschliesst, dass man zusätzlich kritisch die Gründe für manches Verhalten hinterfragen mag. Hinterfragen bedeutet aber eben ein Gespräch suchen und eben nicht unliebsame Meinungen aus dem Diskurs verdrängen lassen). Dazu gehört übrigens auch die sexuelle Selbstbestimmung. Feministinnen sollten also auch die Rechte von SexarbeiterInnen verteidigen. Eine Frau kann selber entscheiden mit wem sie Sex hat oder nicht, zum reinen Vergnügen oder auch für Geld.

3. Männer- und Sexualfeindlichkeit

Manche Feministinnen kommen leider sehr männerfeindlich rüber. Männer werden in einem „genitalen Klassenkampf“ einseitig abgewertet und besonders ihre Sexualität wird kritisiert. Es ist zwar unumstritten, dass manche Männer leider tatsächlich Grenzen überschreiten, die sie respektieren sollten, aber die große Mehrheit belästigt Frauen NICHT. Und die große Mehrheit hat auch keine Angst vor starken Frauen und will eine Beziehung auf Augenhöhe. Dass Männer im Schnitt einen ausgeprägerteren Sexualtrieb als Frauen haben, hat wohl evolutionsbiologische Gründe. Beide haben ein Recht auf ihre (natürliche) Sexualität.

7. Welche Änderungen im Feminismus würdest Du vornehmen, damit er für Dich „akzeptabler“ erscheint?

Verstärkt die „Schwesternschaft“ mit marginalisierten Gruppen ausbauen. Sich bspw. für die Rechte von Transfrauen einsetzen, die nicht selten gemobbt werden. Für junge Frauen, vor allem aus anderen Kulturkreisen, die unter familiärer Repression leiden. Für die Inklusion von Behinderten. Für SexarbeiterInnen. Damit meine ich nicht nur Prostituierte, sondern alle Frauen die einen mehr oder weniger großen Teil ihres Lebensunterhaltes mit erotischen und sexuellen Dienstleistungen bestreiten. Wo blieb der Aufschrei im Falle Belle Knox? Eine junge Frau wird massiv bedroht und die Feministinnen schweigen? Etwa, weil sie den falschen Job ausübt und eine Agentin des Patriarchats ist?

Feministinnen sollten sich zudem für wahre Geschlechtergleichheit einsetzen, nicht im Sinne von Gleichmacherei, sondern im Sinne von „gleiche Rechte geniessend“, wie immer diese auch in der Praxis gelebt werden. Hier kann auch mit vernünftigen Maskulisten zusammengearbeitet werden, bspw. bei der Ausarbeitung des gemeinsamen Sorgerechtes in Scheidungsfällen oder bei der Abschaffung der (männerdiskriminierenden) Wehrpflicht (gibt es in Luxemburg zwar schon lange nicht mehr, in anderen Ländern werden aber immer noch junge Männer zwangseingezogen) um nur zwei prominente Beispiele zu nennen.


Im Grunde braucht es eigentlich keinen Feminismus und keinen Maskulismus, sondern nur ein (konsequentes) Eintreten für individuelle Grundfreiheiten und -rechte.

Feminismus

März 28, 2014 - Posted by | Klassischer Liberalismus | , , ,

14 Kommentare »

  1. […] L for Liberty: Der Feminismus und ich […]

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  3. „das Frauenwahlrecht,“
    Das wurde beschlossen obwohl es praktisch keine Frauen im Parlament gab. Wo ist hier die Frauenbewegung oder der Feminismus beteiligt?

    “ das Recht auf freie Berufswahl (ohne vorherige Erlaubnis des Ehemanns),“
    Es musste nie die Erlaubnis des Ehemanns eingeholt werden. Dies ist faktisch falsch

    “ das Recht ein eigenes Konto eröffnen zu dürfen, “
    Das war nie verboten.
    „das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung,“
    Vergewaltigung stand in Deutschland immer unter Strafe, wenn sie Frauen betraf.
    “ die Strafbarkeit von Vergewaltigung und sexueller Nötigung in der Ehe,“
    “ die Straffreiheit eines Schwangerschaftsabbruchs“ wurde auch ohne Frauenmehrheit beschlossen. WO genau ist also der erfolg der Frauenbewegung.

    Kommentar von Dummerjan | April 1, 2014

  4. @Dummerjan: Mal ganz allgemein: viele Veränderungen wurden von APO’s angestossen (auch heute noch, die Energiewende in Deutschland bspw. ist ein- wenn auch aus meiner Sicht zweifelhafter- „Erfolg“ von Greenpeace und Co.), die ein gesellschaftliches Umdenken (im linken Jargon ein „anderes Bewusstsein“) provozieren. Auch wenn letzendlich Politiker gewisse Forderungen konkret umsetzen, die Bedeutung der APOs komplett zu verleugnen, wie Du es hier tust, ist schon regelrecht blind, sorry.

    Selbstverständlich wurde das Frauenwahlrecht von Suffragetten erkämpft, genauso wie viele tapfere Frauen gegen §218 auf die Strasse gingen und auch an dieser Reform also massgeblich Anteil hatten. Das ist genauso Fakt wie dass die Gewerkschaften den 8-Stundentag erkämpft haben und die „Social Purity“-Moral“faschisten“ uns die Alkoholprohibition und bis heute den „War on Drugs“ eingebracht haben.

    „Es musste nie die Erlaubnis des Ehemanns eingeholt werden. Dies ist faktisch falsch“

    -> „Hat sich die Frau einem Dritten gegenüber zu einer von ihr in Person zu bewirkenden Leistung verpflichtet, so kann der Mann das Rechtsverhältniß ohne Einhaltung einer Kündigungsfrist kündigen, wenn er auf seinen Antrag von dem Vormundschaftsgerichte dazu ermächtigt worden ist. Das Vormundschaftsgericht hat die Ermächtigung zu ertheilen, wenn sich ergiebt, daß die Thätigkeit der Frau die ehelichen Interessen beeinträchtigt. “ (BGB)

    Der Mann konnte bis 1958 also dafür sorgen, dass der Arbeitsvertrag seiner Ehefrau für null und nichtig erklärt wird, solange das Vormundschaftsgericht ihm rechtgab, dass es die ehelichen Interessen beinträchtigt. Das liest sich in der Tat zwar theoretisch leicht anders als meine Formulierung, aber man kann sich ohne viel Fantasie vorstellen, wie das in der Praxis wohl konkret aussah. Lieber also doch vorher um Erlaubnis fragen.

    Frauen durften zudem auch erst ab 1908 an einer Uni studieren, lehren erst ab 1919 und bis 1962 durften sie eben kein eigenes Konto haben, nur ein gemeinsames, mit dem Ehemann. (Auf Deutschland bezogen, Luxemburg war es aber wohl ähnlich, vielleicht weiß nestor da Konkreteres. So auf Anhieb google ich mal, dass das eigene Konto hier sogar erst 1972 kam.)

    § 177. Vergewaltigung.
    (1) Wer eine Frau mit Gewalt oder durch Drohung mit gegenwärtiger Gefahr für Leib oder Leben zum außerehelichen Beischlaf mit ihm oder einem Dritten nötigt, wird mit Freiheitsstrafe nicht unter zwei Jahren bestraft.

    -Es gab also laut StgB bis 1997(!) gar keine Vergewaltigung in der Ehe.

    Kommentar von CK | April 1, 2014

  5. Das liest sich in der Tat zwar theoretisch leicht anders als meine Formulierung, aber man kann sich ohne viel Fantasie vorstellen, wie das in der Praxis wohl konkret aussah. Lieber also doch vorher um Erlaubnis fragen.

    Na ja, lieber CK, da muss ich aber kluscheißerisch einwenden: Das ist mehr als „rhetorisch leicht anders“, zumal hier ja noch ein Gericht eingeschaltet werden muss, das erst eine Prüfung vorzunehmen hat (was auch immer unter „eheliche Interessen“ zu verstehen ist).

    Es sind inzwischen übrigens auch Diskriminierungen der Männer abgeschafft worden: http://www1.wdr.de/themen/archiv/stichtag/stichtag7506.html 😉

    Kommentar von Rayson | April 1, 2014

  6. @Rayson: „Eheliche Interessen“ ist eben gerade ein zur Willkür einladendes Wieselwort. Ähnlich wie „soziale Gerechtigkeit“. Da konnte es vielleicht schon ausreichen, dass der Mann behauptet hat, die Frau sei ned rechtzeitig zuhause um ihm zu was kochen. Ich kann mir jedenfalls gut vorstellen, dass ein- vermutlich damals auch überwiegend männliches- Vormundschaftsgericht nur zu gerne die Kündigungserlaubnis aussprach. Vielleicht ein Vorurteil meinerseits gegen die „goldenen 50er“ und auch die Zeit vorher, aber ich denke schon, dass die Frauenbewegung zig Ungerechtigkeiten erkannt und zurecht bekämpft hat und dies eine davon war.

    Dass die Emanzipation der Frauen auch Männer einiges gebracht hat, ist eh klar und auch gut. Dieses Kranzgeld war aber auch nur möglich, weil vorher die Jungfräulichkeit der Frau als etwas Wichtiges deklariert wurde. Das waren patriarchalische Strukturen, die da aufgebrochen wurden, auch zu unseren männlichen Gunsten.

    Kommentar von CK | April 1, 2014

  7. Ich kann mir jedenfalls gut vorstellen, dass ein- vermutlich damals auch überwiegend männliches- Vormundschaftsgericht nur zu gerne die Kündigungserlaubnis aussprach. Vielleicht ein Vorurteil meinerseits gegen die “goldenen 50er” und auch die Zeit vorher, aber ich denke schon, dass die Frauenbewegung zig Ungerechtigkeiten erkannt und zurecht bekämpft hat und dies eine davon war.

    Ungerecht sicher, aber dass die Tragweite eine sehr große war, lässt sich wirklich bezweifeln. Ich erlaube mir auch mal eine Vorstellung, nämlich dass sich zum Thema keine konkretisierende Rechtsprechung ausbilden konnte, weil es praktisch keine Fälle gab.

    Dieses Kranzgeld war aber auch nur möglich, weil vorher die Jungfräulichkeit der Frau als etwas Wichtiges deklariert wurde. Das waren patriarchalische Strukturen, die da aufgebrochen wurden, auch zu unseren männlichen Gunsten.

    So simpel würde ich das nicht abtun. Es dürfte auch genug Frauen geben, die Wert darauf legen, ihre Jungfräulichkeit nur unter bestimmten Bedingungen herzugeben. Wenn der entsprechende Paragraf rein patriarchalisch motiviert gewesen wäre, wäre er nicht auf eine Entschädigung für die betroffene Frau hinausgelaufen. Man kann alte Werte nicht einfach mit einem einzigen Schlagwort kennzeichnen, so sehr das auch von vielen Ideologen ständig versucht wird. Es gibt keinen Wertewandel, bei dem niemand verliert. TINSTAAFL. Es ist keine Frage, welches Wertegerüst aus liberaler Sicht zu bevorzugen ist, aber ich habe immer mehr Zweifel, ob liberale Werte überlebensfähig sind.

    Kommentar von Rayson | April 1, 2014

  8. @Rayson: Wenn es kaum Fälle gab, wieso wurde dagegen Sturm gelaufen? Einfach aus Prinzip? Ehrlich gesagt, weiss ich es ned, ich hab in dieser Zeit auch nicht gelebt, nehme aber mal an, dass die meisten Frauen es verinnerlicht hatten, dass der Mann der (Haupt-)Entscheider ist und sich das eben änderte.

    Bevorzuge persönlich die heutige Zeit. Das einzig Gute aus meiner (selbstverständlich egozentrischen) Sicht an früher war, dass 1860 noch oben mitgespielt hat, jedenfalls in den 60ern 😀 Da hätte ich schon gerne eine Zeitmaschine 😛

    „Es dürfte auch genug Frauen geben, die Wert darauf legen, ihre Jungfräulichkeit nur unter bestimmten Bedingungen herzugeben.“ -> Das ist richtig. Aber es ging mir um die heute noch existente Doppelmoral, das ein Typ, der promisk lebt, als Held unter seinen Freunden gilt und auch in der Fernsehkultur (so wie eben ein Barney Stinson, Tyrion Lannister oder Hank Moody, die ich auch alle selber geil finde und natürlich bei weitem nicht nur wegen ihrer Promiskuität als cool gelten), eine vergleichbare Frau aber zumeist als „Schlampe“ bezeichnet wird. Etwas, was auch so typisch für muslimische Gesellschaften ist.

    Dem Rest kann ich zustimmen. Ich sehe von allen Seiten die Freiheit in ständiger Gefahr und verteidige sie so gut es geht gegen alle Ideologien. Mir ist eine Welt, in der ich hasse was manch Andere sagen, wir alle aber unveräusserliche Grundrechte haben, immer lieber als eine Welt wo irgendeine Ideologie zwangsweise durchgesetzt wird. Meine eigenen Werte verbieten mir, meine Ideen mit Gewalt durchzusetzen, wie ich ja am Beispiel der Neidkultur erläutert habe, die mir wirklich auf den Sack geht. Aber ich habe den Eindruck, dass leider viele Menschen das anders sehen. Radikalfeministinnen insbesondere.

    Kommentar von CK | April 1, 2014

  9. Für die, die nicht wissen um wen es geht. 😉

    Kommentar von CK | April 1, 2014

  10. Wenn es kaum Fälle gab, wieso wurde dagegen Sturm gelaufen? Einfach aus Prinzip? Ehrlich gesagt, weiss ich es ned, ich hab in dieser Zeit auch nicht gelebt, nehme aber mal an, dass die meisten Frauen es verinnerlicht hatten, dass der Mann der (Haupt-)Entscheider ist und sich das eben änderte.

    Ich weiß es auch nicht. Das von dir offerierte ist eine Möglichkeit, die aber natürlich nicht zutreffen muss. Und wenn die Frauen tatsächlich das „verinnerlichten“, was der damalige Zeitgeist von ihnen verlangte, dann wird es für Liberale auch schwierig, mit den üblicnen Argumenten zu arbeiten. Ein etwaiger „Fortschritt“ erschlösse sich somit erst retrograd, ohne konkreten Bezug in seiner Zeit.

    Aber es ging mir um die heute noch existente Doppelmoral, das ein Typ, der promisk lebt, als Held unter seinen Freunden gilt und auch in der Fernsehkultur (so wie eben ein Barney Stinson, Tyrion Lannister oder Hank Moody, die ich auch alle selber geil finde und natürlich bei weitem nicht nur wegen ihrer Promiskuit

    Es gibt da ein Problem… Um keine Zweifel aufkommen zu lassen: Ich halte das von dir beschriebene Verhalten für moralisch falsch. Aber ich bin ja auch Christ, und als Christ muss man sich gegen manches stemmen, was einem die Natur nahelegt. Und die Natur ist hier fies: Wir Männer sind dazu bestimmt, Spermien weiterzugeben bis zum Abwinken, während Frauen den Nachwuchs, den sie empfangen, beschützen müssen – das ist der Weg, auf dem Gesellschaften übeleben. Unsere Moralvorstellungen haben sich da oben drauf gesetzt, verweigern sich diesem biologischen Diktat also, aber welche Zukunft haben sie, wenn sie ihm auf Dauer widersprechen?

    Wundere dich also nicht über diese „Doppelmoral“. Die Biologie verführt uns dazu. Wir müssen uns ihr zum Glück nicht beugen, aber der Logik entkommen wir nicht, so lange wir sterblich sind.

    Kommentar von Rayson | April 1, 2014

  11. @Rayson: Selbst noch so stark verinnerlichte Ansichten können sich ändern, dadurch dass einzelne Denker dem Zeitgeist nicht folgen und neue Ideen gebären, die sich durchsetzen. Und vieles wird wohl auch von den Strukturen angestossen, also durch den technischen Fortschritt usw. Sehr vieles kann man wohl erst nachher retrograd wirklich verstehen, aber bis zu einem gewissen Grad kann man sicher auch manches vorhersehen.

    Die Natur verleugne ich übrigens nicht, im Gegenteil. Das werfe ich ja gerade manchen Feministinnen vor. Ich habe ja selber geschrieben, Männer haben einen ausgeprägteren Sexualtrieb aus evolutionsbiologischen Gründen, was ja auch erklärt dass die meisten SexarbeiterInnen doch Frauen sind und die meisten Kunden Männer und dies wohl auch immer so bleiben wird. Wir sind uns da vollkommen einig. Und ich will das nicht ändern. Die unterschiedliche moralische Bewertung jedoch finde ich trotzdem hanebüchen.

    Kommentar von CK | April 2, 2014

  12. […] Kommentar erschien bereits “L for Liberty” und wurde uns vom Autor CK zur Verfügung gestellt. Vielen […]

    Pingback von Der Feminismus und ich | voice4sexworkers | April 23, 2014

  13. Ich bin auch total für die rezeptfreie Pille danach. Zum Glück wohne ich in Österreich, wo das schon eigentlich so ist, und ich kann nicht glauben, wie es wäre. Meine Freundin hat zweimal Vikela genommen (der Kondom hat gerissen) und auf der Seite http://www.vikela.info/ steht explizit, dass je früher, desto besser. Warum muss man in Deutschland wichtige Stunden verlieren?

    Kommentar von marcomarinelli | April 28, 2014

  14. […] L for Liberty: Der Feminismus und ich […]

    Pingback von Warum ich mit Stöcken werfen besser finde als mit Steinen werfen – Geschlechterallerlei | Mai 1, 2017


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