L for Liberty

…because liberty is not negotiable.

Das Recht zu töten

Am Wocheneende floh ein nordkoreanischer Grenzsoldat nach Südkorea und erschoß auf seiner geglückten Flucht zwei Vorgesetzte. Dieser Vorfall sorgte auch im Internet, u.a. auf Facebook, für einigen Wirbel. Sogleich wurde die ethische Frage aufgeworfen, ob der Flüchtling die beiden Grenzsoldaten hätte toten dürfen. Meine Antwort war ein klares Ja!

Ganz ehrlich: allein die Tatsache, dass eine solche Frage bereits ernsthaft gestellt wird, bezeugt wie moralisch verwirrt und verloren viele Menschen heute anscheinend sind. Natürlich hat jeder Nordkoreaner das moralische Recht dazu aus seinem Land zu flüchten und alles dafür Notwendige zu tun. Vermutlich ist es bei einer Flucht notwendig bzw. unausweichlich Grenzsoldaten aus dem Weg zu räumen.

Nordkorea ist neben Myanmar der wohl abgeschotteste Staat der Welt, geführt von einem totalitären stalinistisch-juchistischen Regime, welches die in Nordkorea lebenden Menschen als reine Verfügungsmasse von Sklaven betrachtet und dementsprechend auch behandelt. Im Grunde ist Nordkorea ein einziges großes Gefängnis, nein gar ein einziger großer Gulag. Grausamste Menschenrechtsverletzungen finden dort statt. In Arbeitslagern müssen sich Menschen zu Tode schuften, viele verhungern ohnehin, da es regelmässig Lebensmittelengpässe dank der toll funktionierenden Planwirtschaft gibt, niemand darf das Land verlassen, auf frischer Tat ertappte Flüchtlinge werden zur Strafe auf brutalste Weise gequält und gefoltert… Die Horrorgeschichten der erfolgreichen Flüchtlinge sind so furchtbar, dass es einem den Magen umdreht. Nordkorea ist die Hölle auf Erden!

Jeder Mensch hat das Recht auf Leben. Damit ist mehr gemeint als nur das Recht als atmendes Stück Fleisch zu existieren. Man hat das Recht als Mensch zu leben in Würde und Freiheit. Aus dem Recht auf Leben leiten sich alle anderen Rechte ab: das Recht auf Freiheit und Selbstbestimmung in allen Fragen des Lebens, das Recht auf Arbeit, das Recht auf Bildung, Wissenschaft, Kunst und Kultur, das Recht auf (ehrlich erworbenes) Eigentum, die Meinungs-, Presse- und Redefreiheit, die Vertragsfreiheit, die Vereinigungsfreiheit, die Religionsfreiheit usw. All diese Grundrechte und -freiheiten werden vom nordkoreanischen Staat aber nicht anerkannt.

Jeder Nordkoreaner, der dies nicht länger hinzunehmen gewollt ist und alles bereit ist zu unternehmen um diesem System zu entfliehen, hat meine vollste Sympathie. Nun ist es aber so, dass wer in einem totalitären System (wo es nur ein totales Dafür oder Dagegen geben kann- im Gegensatz zu einer freiheitlichen Demokratie, wo man oft so manches nicht gutfindet, aber im Kern doch einverstanden ist und genug gewaltfreie Möglichkeiten hat um Veränderungen zu erreichen oder auch einfach auszuwandern, wenn es einem so gar nicht gefällt…-) sich dazu entscheidet, dem System den Rücken zu kehren, automatisch alle im System noch tätigen Menschen als Feinde betrachten muss. Man kann niemanden trauen, muss sich vor allen hüten und schauen wie man es unbemerkt rüberschafft.

Bei so Flüchtlingsaktionen kann es automatisch zu Konfrontationen kommen. Wenn es dann soweit ist, geht es um Leben und Tod. Sterben oder selber töten. Eine Situation, die den meisten Luxemburgern/Franzosen/Deutschen etc. glücklicherweise schon lange unbekannt ist.

Das Recht auf Leben bedeutet dass man einen anderen Menschen nicht einfach umbringen darf. Es bedeutet dass das Ermorden eines anderen Menschen falsch ist. Die Initiierung von Gewalt ist allgemein falsch. Aber Achtung, die Initiierung! Selbstverständlich darf ein von Gewalttätern Angegriffener sich selber verteidigen. Notfalls auch mit Waffengewalt. Bei seiner Verteidigung darf er alles tun, was notwendig ist, den Aggressor zu stoppen. Also unter Umständen auch ihn zu töten. Nicht der sich Verteidigende spricht seinem Angreifer das Recht auf Leben ab, sondern der Angreifende spricht seinem Opfer dieses Recht ab und jener hat keine andere Wahl als sich zu verteidigen. Wer den Weg der Gewalt wählt, muss mit Gegengewalt rechnen. Jene ist nicht moralisch verboten, im Gegenteil. Sie ist vielmehr sogar moralisch geboten! Denn Vulgärpazifismus würde mitnichten eine friedliche Welt schaffen, sondern vielmehr eine Welt, wo der skrupelloseste, gewalttätigste Tyrann sich durchsetzt und ehrliche, rechtschaffene Bürger versklavt werden.

In Nordkorea geht die Gewalt vom Staat aus. Der Staat ist der Gewaltinitiiator in diesem Fall. Er spricht seinen Bürgern das Recht auf Leben und Freiheit ab, er unterjocht, versklavt, drangsaliert, beraubt, entmündigt, verhaftet, quält, foltert und tötet seine Insassen! Wer ihm entkommen möchte, MUSS Gegengewalt anwenden.

Natürlich meine ich damit nicht, dass man einfach soviel wie möglich Menschen auf seiner Flucht umbringen sollte, es bedeutet nicht mal dass man überhaupt jemanden töten muss, sondern es bedeutet vielmehr dass man das Recht dazu hat, soviele Grenzsoldaten umzubringen wie notwendig damit die Flucht gelingt.

Grenzsoldaten eines Verbrecherstaates sind keine Opfer, sie sind Täter! Sie sind ausführende Agenten des Systems! Wenn der Flüchtige einen Tag vorher von einem anderen Flüchtling erschossen worden wäre, wäre das meines Erachtens ebenso moralisch vertretbar gewesen wie seine Tötung der Vorgesetzten bei der eigenen Flucht. Denn auch dieser Flüchtling war bis zu seiner Flucht ein Agent des Systems! An vorderster Front tätig. Ein moralisch Schuldiger also.

Persönlich habe ich kein Mitleid mit erschossenen Grenzsoldaten, ob in Nordkorea oder früher in der DDR. Sie haben sich dazu entschlossen dabei mitzuhelfen unschuldige Menschen einzusperren und auf flüchtende Menschen in Not zu schiessen, sie sollen ruhig damit rechnen dass ihre Opfer zurückschiessen.

Hier noch einmal meine wütenden Worte gestern abend auf Facebook:

Some of the naive fools in this thread would surely even debate if it would have been morally tolerable for a jew to kill a german soldier to flee a concentration camp. Sincerely, the existence of such debates is already a sign how irrational the freedom-pampered people in Europe have become. What our freedom stands on? On a lot of dead soldiers! We are free thanks to the allied forces who have killed a lot of german soldiers. Become finally adults! Sorry, but I cannot stand this childish european attitude anymore!

Ja, es regt mich wirklich auf, dass soviele Europäer diese simple Einsicht nicht verstehen. (Und das hat auch nichts mit dem Christentum zu tun, denn die meisten Theologen verstehen meine Ansicht sehr gut und erkennen an, dass es manchmal vonnöten sein kann zu töten, ob in privater Selbstverteidigung oder im Krieg! Die Geschichte mit der anderen Wange hinhalten wird von Laien leider missinterpretiert!)

Zuviele Europäer wissen, pardon den Luxus in Freiheit in ihren Sessel furzen zu können, einfach nicht mehr zu schätzen. Sie wissen nicht wie schlimm es ist unfrei zu sein. Freiheit ist eine Selbstverständlichkeit für sie geworden und sie sind unfähig zu begreifen dass Menschen in anderen Teilen der Erde für sie noch kämpfen und dabei leider töten müssen, so wie auch unsere Freiheit mal vor nicht allzulanger Zeit mit Waffengewalt erkämpft werden musste!

Umso wichtiger, bei solchen Ethikdebatten nicht mehr zu schweigen und naiven „Gutmenschen“ das Feld zu überlassen, sondern sich klar und deutlich für das „Recht auf Selbstverteidigung“ und somit auch das „Recht zu töten“ auszusprechen!

Siehe auch:
Wir sind draussen
Flucht aus Nordkorea: Von der Welt vergessen
Tausende Tote – Geheime Folterlager in Nordkorea
Amnesty International-Flucht aus Nordkorea
CK-Tödlicher Pazifismus
CK-Tatort Nordkorea: Unvorstellbare Grausamkeiten im Gulag

Oktober 9, 2012 - Posted by | Allgemeines, Nordkorea, Philosophie, Südkorea | , ,

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