Henri Grethen und die Räuber
Frustrierend muss es allemal sein, wenn ein Ex-Minister, Ex-Fraktionschef und derzeitiges Mitglied des europäischen Rechnungshofes monatelang auf ein Unbedenklichkeitszeugnis der Europäischen Zentralbank (EZB) warten muss um Vorsitzender des Verwaltungsrates der Sparkasse zu werden. Dabei wurde er – zugegebenermaßen im Rahmen eines nicht sehr eleganten Postengeschachers – von der Regierung für diesen Posten vorgeschlagen und keiner, weder Freund noch Feind, will die Kompetenz von Henri Grethen in Wirtschafts- oder Finanzpolitik– ob mit oder ohne Diplom – in Frage stellen.
Meinungs-high
Meinungsfreiheit ist wichtig. Sie ist gut, gehört rechtlich verankert und sollte gebraucht werden. Allerdings ist die Frage nach Meinungsfreiheit in diesen Tagen stellenweise zur Farce geworden. Es geht immer häufiger eben gerade nicht darum auszuloten, was wann/wo/wie gesagt werden kann/darf/soll/muss. Immer häufiger wird die Heiligkeit des Gebots als unlauterer Vorwurf in den Raum geworfen. Es ist in manchen Fällen zu einer Distraktionstaktik geworden, auf deren Diskussion wir der Inhalte Willen nicht einsteigen sollten.
Der hässliche Deutsche
Böhmermann hat wenig Respekt vor nichts und genau deswegen ist er eine Lichtfigur im deutschen Fernsehprogramm. Er teilt gerne nach allen Richtungen aus, manchmal übers Ziel hinaus, oft aber treffend. Vor ein paar Tagen hat er sich dem Deutschtum gewidmet. Und trifft dabei voll ins braune. Natürlich kann man jetzt das Video en detail auseinandernehmen und man wird auch auf einige problematische Punkte stoßen. Was aber der angesprochene Wutbürger daraus macht ist irgendwo zwischen lustig und deprimierend.
Meng Sprooch, mäi Land
Gehen wir gleich in die Vollen und klären die Prämissen: Luxemburgisch ist linguistisch gesehen ein Dialekt, keine eigene Sprache. Politisch hingegen ist es eine historisch derart gewachsene Mundart, dass sie als eigene Sprache durchgeht. Sie hat ein nationales Territorium, das sie von anderen Ländern mit ihren Sprachen abgrenzt. Wäre die Geschichte im 19ten Jahrhundert minimal anders verlaufen, würde heute kein Mensch nach Luxemburgisch fragen. Es wäre ein Dialekt wie andere auch und wäre, ebenso wie diese, am verschwinden. In der aktuellen Diskussion um Identität, Sprache und Nationalitätengesetz, bekommt Luxemburgisch einen sehr eigenartigen Stellenwert. Es ist eine paradoxe Situation: Es wird mehr Luxemburgisch überall gefordert und zeitgleich davon gesprochen, dass die Ausländer sich mehr einbringen und sogar zum Luxemburgischen gezwungen werden sollten. Das ist aber keine Analyse, sondern Teil des Problems: Mit ersterem wird eine Mauer errichtet. Mit letzterem wird verlangt, dass die sprachlich Benachteiligten sie gefälligst einreißen sollen – und zwar einseitig!
Too big to sieve
Internetfirmen haben Richtlinien und können nach Gutdünken Inhalte bestimmen. Oder sollten sie nicht? Lee Greenwald stellt die Frage, ob Facebook, Google oder Twitter entscheiden sollten, was sich der Leser anschaut und was nicht. Vielleicht ist die Frage falsch gestellt, denn sie impliziert bereits die Antwort. Und noch viel mehr.
Zensur!!! Lügenpresse!! Mutige wehrt euch!!!
Wir befinden uns im Jahre 2015 n.Chr. Die ganze Welt ist von den Gutmenschen besetzt… Die ganze Welt? Nein! Ein von Unbeugsamen bevölkertes Dorf hört nicht auf, den Eindringlingen Widerstand zu leisten.
Ja, es muss schwer sein heutzutage als unabhängiger und kritischer und aufgeklärter und vor allem mutiger Mensch durchs Leben zu gehen. Überall Denkverbote und Gutmenschen, Feministinnen und Social Justice Warriors, die einem vorschreiben, wie man zu denken und zu reden und überhaupt sich zu verhalten hat.
Von Anwälten, Richtern und anderen Problemen
Ich gehöre zu den Leuten, die den offenen Brief von Vogel für übertrieben hielten. Da Vogel selbst bislang nicht als rassistisch-nationalistisch auffiel, würde ich seine Aussagen im Brief schon als grenzwertig, ihn selbst aber nicht unbedingt als xenophob einschätzen. Das kann im Eifer des Gefechts schonmal passieren. Wenn nun wirklich Kalkül dahinter steckt und seine Aussagen genau den Applaus von den Leuten bekamen, die er ansprechen wollte, sollte er seine Position nochmal überdenken, ansonsten ist die Sache „nur“ ein weiterer Tropfen im Fass, das hoffentlich nicht so schnell überlaufen wird. Noch brennt hier im Lande nichts.
Es sind die kleinen Dinge…
…die akkumuliert die größte Wirkung zeigen können.
Als ich ins Gymnasium ging, war für die luxemburgische Sprache eine ganze Stunde eingeplant. Pro Woche. Für das Jahr der Septième. Alte und neuere Texte wurden gelesen und kurz besprochen. Noch kürzer der Überblick über Rechtschreibung. Das war’s. Und ich habe nicht das Gefühl viel verpasst zu haben.
Nach dem Referendum ist vor dem Referendum
Ich kann die Enttäuschung der Ja-Wähler sehr gut verstehen. So klar zu verlieren (und seien wir ehrlich, dieses Resultat war so nur möglich, weil auch sehr viele Wähler, vmtl. sogar so manche Mitglieder, der Regierungsparteien „Nein“ gewählt haben) ist sehr bitter. Aber das Leben geht auch nach dem Referendum weiter und ich warne vor überzogenen Schlussfolgerungen.
D’Bier ass geschielt!
Und obwohl ich mit einem „Nein“ gerechnet habe, ist die Deutlichkeit des Referendums um das Ausländerwahlrecht doch erschreckend. Erschreckend, weil ich im Voraus die Argumente verfolgte, die Userkommentare unter den News der Homepages der großen Tageszeitungen oder ganz einfach Leserbriefe las. Und da waren zwei Gefühle nicht voneinander zu trennen: Die Angst nicht mehr sich selbst sein zu dürfen und die Lust an der politischen Watsche für die Regierung.