Kant und Hume – Zerstörer der Vernunft ?
Edward W.Younkins erklärt hier, wieso Ayn Rand Immanuel Kant (und auch David Hume) keineswegs als große Philosophen der Aufklärung ansah (auch wenn sie als solche in unseren Geschichtsbüchern stehen), sondern als furchtbare Zerstörer („arch-destroyers“) der menschlichen Vernunft.
(Gefunden via The Vincenton Post)
Dieser Text ist auch eine gute Zusammenfassung von Dr.Leonard Peikoffs Kritik an Immanuel Kant in Ominous Parallels, ein Werk, welches ich jedem interessierten Leser nur brennend weiterempfehlen kann.
Wenn ich das so lese, erscheinen mir viele Aussagen Kants in der Tat vollkommen absurd, irrational und menschenfeindlich, von Humes Skeptizismus ganz zu schweigen. Die Ethik Kants widerstrebt mir ohnehin enorm (etwas was mir auch nochmal sehr stark bewusst wurde, als Dr. Sandel an der Uni Harvard den Königsberger behandelte (cf. Episoden 6 und 7.)
Fairerweise muss ich jedoch zugeben, von Kant und Hume bisher keine Originalquellen gelesen zu haben (von Kants Sapere Aude natürlich mal abgesehen und dagegen ist nichts einzuwenden, ganz im Gegenteil, denn ein mündiger Bürger vertraut zuerst und zuvorderst seinem eigenen Geist und nicht etwa blind jedem Robert Stadler). Sollte ich wohl bei Gelegenheit aber mal tun der Fairness halber und ich rate hiermit auch unseren Lesern dies in Angriff zu nehmen um sich eine ganz eigene Meinung zu bilden.
Etwaige Gegenpositionen von mit Kant und/oder Hume vertrauten Mitbloggern oder Lesern sind natürlich jederzeit sowohl als Blogpostings als auch als Kommentare willkommen und sogar ausdrücklich erwünscht.
ach herrjee…
…nur ganz kurz:
Schöne Einleitung zu Kant, auch wenn sich Ungenauigkeiten eingeschlichen haben (z.B. das Vernachlässigen des Unterschiedes von Vernunft und Verstand).
Die Kritik geht aber leider wieder mal völlig an der Sache vorbei. Kant sieht nämlich mitnichten die äußere Welt als Illusion und damit als nicht-existent. Ihm geht es um den Versuch des Verstehens des Erkenntnisapparates und zwar unter Berücksichtigung sowohl der Erfahrung als auch der Vernunft. Kant fragt nicht „Wie ist dieses Ding“, sondern „Wie sehe ich dieses Ding“, das Beobachtete steht nicht mehr im Mittelpunkt, sondern der Beobachter und wie er Dinge beobachtet – der Sprung von der simplen Betrachtung des Seienden hin zum Transzendentalen.
Hume ist mit seinem radikalen Empirismus eher ein Antiquariat, dient aber der Schärfung der eigenen Wissenschaftskritikfähigkeit ungemein.
Die Moralphilosophie Kants wurde schon früh von Kants Nachfolgern, unter anderem Hegel, kritisiert, später auch gerne von der angelsächsischen Philosophie verneint (z.B. Mill). Das ist also ein alter Hut und spielt keine Rolle mehr, ein Kuriosum der Philosophiegeschichte, der zwar in seinem Aufbau interessant ist, aber wohl keinen wirklichen Einfluss hat. Dass seine Ethik per se altruistisch sei, weil sie die Selbstinteressen negiert, ist wohl auch ein Schnellgriff, denn auch das bewusst Altruistische wäre unter Umständen wieder ein „Interesse“ und damit für Kant als wirklich moralische Handlung unbrauchbar.
Dieses ganze Gerede von Kant als Vernichter der Vernunft kommt mir eher dogmatisch als kritisch vor. Wo bei Kant der Mensch gerade von der Dinglichkeit der Welt befreit wird und die Vernunft das Potential der ungeahnten Höhen trifft (und, wie bei Hegel und Schelling, manchmal drüber hinaus schießt), scheint mir bei der rand’schen Sichtweise eher die Vernunft kastriert und die Welt dem eigenen Dogma unterworfen. In dem Raum zu werfen „das ist irrational“ reicht nicht als Argument. Schlagwörter wie „unmenschliche Philosophie“ ebenso wenig – um das Menschsein zu verstehen genügt das nicht, Philosophieren geht weit über diese kleine und begrenzte Welt des Objektiven hinaus, welche in ihrer öden Einheitlichkeit gerade das Gegenteil dessen ist, was ich als Befürworter des Pluralismus anstrebe. Rands erneute Wende zum Objektiven ist in meinen Augen menschenfeindlich, da ein Primat des Objektiven das Subjekt, also den Menschen, sekundär macht, ja regelrecht leugnet.
Seit Harriman schwindet meine Sympathie, und Edward W.Younkins bestätigt mich.
Kommentar von JayJay | Mai 28, 2010
Echten/bewussten Altruismus gibt es nicht.
Auch die, die sich für andere aufopfern, tun dies, weil ihnen die Alternative (sich nicht aufzuopfern) noch weniger gefällt oder weil dieses Opfer ihrem Leben einen Sinn gibt.
Ich hab‘ aber kein Problem mit dieser Erkenntnis.
Die Behauptung, dass David Hume ein furchtbarer Zerstörer der menschlichen Vernunft gewesen ist finde ich lächerlich. Aber es ist andererseits ja auch nur die Meinung der Rand, also nicht wirklich bedeutend.
Kommentar von Grommel | Mai 28, 2010
„echt“ ist zwar was ganz anderes als „bewusst“, und auch sonst ist die Behauptung mittlerweile eher ein Allgemeinplatz, aber da ich das für ein sehr marginales Thema halte, kann ich mit der Aussage gut leben.
Kommentar von JayJay | Mai 28, 2010
Ich hab ‚bewusst‘ geschrieben um auch reflexhaften ‚Altruismus‘ auszuschliessen, der ja sowieso kein echter Altruismus (wie er gewöhnlich verstanden) sein kann.
Kommentar von Grommel | Mai 28, 2010
Ich lese übrigens gerade die „Dialectics & Liberty“-Trilogie von Chris Sciabarra, in dessen zweiten Teil auch kurz auf die Opposition Rand und Kant eingegangen wird. Sciabarra, obwohl Kant gegenüber nicht unkritisch, verteidigt im 2. Band („Ayn Rand, the Russian radical“) Kant gegen Rands Angriffe, die seiner Ansicht nach weniger von einer Kenntnis der Kantschen Philosophie basiert (tatsächlich hat Rand wohl sehr wenig von Kant gelesen), als vielmehr ein Überbleibsel der während Rands Studienzeit in Sowjetrussland vorherrschenden antikantianischen Stellung sowohl der mystizistischen Philosophie ihres Lehrers Losski als auch der herrschenden Lehre der Bolschewiki, die ja hauptsächlich auf Lenins „Materialismus und Empiriokritizismus“ basierte – also einer Polemik gegen die Neukantianer (die Althusser darüber hinaus sogar als „objektivistisch“ bezeichnet, vergleiche hier: http://www.marxists.org/reference/archive/althusser/1969/lenin-before-hegel.htm) sei.
Nach Sciabarra richtet sich Rands Revolte einerseits zwar gegen diese beiden massgeblichen Strömungen, andererseits übernimmt sie jedoch immer wieder Debatten und Argumentationslinien aus dieser Zeit in ihre späteren philosophischen schriften.
(das heisst natürlich nicht, dass damit die Kritik an Kant, die ich nicht teile, von vornherein hinfällig sei; Sciabarra gelingt es aber meines Erachtens den Rahmen zu rekonstruieren, in dem sich diese Kritik artikuliert).
Kommentar von nestor | Mai 28, 2010
@JayJay:
„Kant sieht nämlich mitnichten die äußere Welt als Illusion und damit als nicht-existent.“
Das wurde auch nicht behauptet. Behauptet wurde, dass Kant behaupten würde, klare, objektive Erkenntnisse über die äussere Welt seien unmöglich, da sowohl die menschlichen Sinne, die diese Welt spezifisch-menschlich wahrnehmen (jede Spezies hat ja ihre ganz eigene Wahrnehmung) als auch der menschliche Verstand (als Analyseapparat) die Erkenntnisse „verzerren“ würden. Nicht könnten (weil das ist m.E. sicher oft der Fall, Menschen sind ja nicht fehlerfrei), sondern immer müssten (womit schlichtweg keine Erkenntnisse möglich wären). Daraus stellt sich dann die Frage ob man nur eine gesunde Skepsis gegenüber vielen Behauptungen an den Tag legen und Pluralismus und Offenheit für etwaige Korrekturen befürworten sollte oder regelrecht deklarieren sollte, dass objektive Erkenntnisse über die Realität- gemeinhin bekanntlich Fakten genannt- per se unmöglich sind. Letzteres wäre für mich geistiger Selbstmord.
Man kann nunmal nur Daten auswerten, die man über seine Sinne aufgenommen hat und man hat nunmal nur seinen Verstand um sie zu analysieren. Andere Erkenntnismöglichkeiten gibt es nicht. Blinder Glauben oder blinde Gefühle sind sicherlich nicht der Schlüssel zu Erkenntnissen. Beides halte ich für irrational, da eben nicht rational begründet.
Für absurd halte ich es vor allem die Sinne anzugreifen, weil man ist es ja nicht, gerade weil man sieht, blind oder gerade weil man hört, taub. Wie man soll man ohne Wahrnehmungssinne denn irgendetwas wahrnehmen? „Direkte“ Wahrnehmung (göttliche Intuition???) ohne Wahrnehmungsorgane ist ein unsinniges Konzept.
Die Ethik Kants ist einfach nicht nachvollziehbar. Wenn Eigeninteresse immer böse und schlecht ist (selbst bewusstes Benevolat, was einen gutfühlen lässt, wie Du berechtigt feststellst), dann kann eine moralische Handlung laut Kant nur noch eine Handlung sein, die nicht mal dem kleinsten, eigenem Interesse dient, sondern am besten demselben entgegengestellt ist. Dies konsequent zu Ende gedacht, bedeutet sich selbst auf einem Altar der Selbstlosigkeit zu opfern. Kants Ethik ist in meinen Augen somit menschenfeindlich, denn was Menschenfeindlicheres kann es nicht geben, als die absolute Selbstlosigkeit zu predigen. Einer solchen Ethik kann der Mensch auch nie gerecht werden, weil es seiner Natur widerspricht.
Hinzu kommt, dass vieles unabhängig vom konkreten Kontext für ihn PFLICHT ist, bspw. nicht zu lügen. Wenn Nazis bei Dir an der Tür klopfen und fragen ob Du in Deiner Wohnung einen Juden versteckt hast, dürftest Du nicht lügen um dessen Leben zu retten. Das erinnert an die absolute Gewaltlosigkeit der Pazifisten, die auch meinen, Gewalt sei IMMER falsch, egal in welchem Kontext, Selbstverteidigung also ebenfalls illegitim. Gewisse Haltungen sind also intrinsisch gut oder schlecht ohne Relation zu ihrem Hintergrund. Damit ist meine persönliche Ethik der Kants diametral entgegengestellt, weil was richtig und falsch ist, ergibt sich für mich immer aus einem gewissen Kontext.
(cf. Video mit Sandel, der definitiv NICHTS mit dem Objektivismus am Hut hat.)
Allerdings ist Mills Utilitarismus erst recht keine Lösung zu Kants Selbstaufgabe, da vollkommen willkürlich. Utilitarismus ist heute die grösste Bedrohung für Individualrechte. Da lobe ich mir dann doch eher Kant, der auf dem Gebiet der Politik wohl (überraschenderweise?) in der Tat ein prinzipienreicher Verfechter individueller Grundrechte war, während Mill vor allem gegen Ende seines Lebens viel zuviele Kompromisse mit der sozialistischen Ideologie einging.
„Wo bei Kant der Mensch gerade von der Dinglichkeit der Welt befreit wird und die Vernunft das Potential der ungeahnten Höhen trifft.“
Ein Musterbeispiel für einen Satz, den ich weder gut noch schlecht finden kann, weil man nur etwas beurteilen kann, was man auch versteht. Was aber bedeutet bitte „Befreiung von der Dinglichkeit der Welt“ ???
Ich sage nicht, dass Rand und Peikoff leicht zu begreifen wären, im Gegenteil, aber zumindest fühle ich mich da nicht gegenüber manchen Sätzen komplett verloren. Inwiefern das Subjekt dort verleugnet werden soll, erschliesst sich mir auch nicht. Jedes Ich soll sich selbst nach eigenem Gutdünken entfalten, niemand kommt jedoch an Fakten der Realität wie den Naturgesetzen vorbei.
@Grommel:
Echten/bewussten Altruismus gibt es nicht.
1. Kurzfristig mag das so sein, aber ob mittel- bis langfristig nicht gerade deswegen jemand furchtbar frustriert wird, weil er permanent der altruistischen Moral wegen Opfer bringt und es doch nie ausreicht und er selber sein eigenes Leben dahinschwinden sieht und dies später bereut, sei mal dahingestellt. Ich würde nämlich behaupten dass das Erreichen persönlichen Glücks keine rein subjektive Angelegenheit ist. Aber das ist das Problem dieses Menschen, nicht meins.
2. Das egtl. Problem mit dem Altruismus entsteht, wenn seine Propagierer Zwang und Gewalt gegen Andersdenkende für rechtens erklären. Bzw. eigentlich definiert Rand Altruismus bereits als die Haltung, die Menschen nur ein Recht auf Leben zugesteht, solange sie Opfer für Andere bringen, was automatisch Zwang gegen Andersdenkende moralisch legitimiert („Normale“ freiwillige Charity ist für Rand wie für mich was vollkommen Anderes). Diese Form von Altruismus (der Zwangbefürworter mag sich in der Tat bei seiner Handlung pudelwohl fühlen) gehört bis auf Blut bekämpft. (Da sind JayJay und ich uns natürlich auch wieder einig.)
Die Behauptung, dass David Hume ein furchtbarer Zerstörer der menschlichen Vernunft gewesen ist finde ich lächerlich.
WENN Hume wirklich all das geleugnet haben soll, was der Autor behauptet, was er getan hätte, dann ist Hume in der Tat einer der schrecklichsten Zerstörer der menschlichen Vernunft und jemand, der jeder Wissenschaft komplett den Boden unter den Füssen wegzieht bzw. Wissenschaft als solche komplett beerdigt.
@nestor: Ist das Buch lesenswert? Ich hab an vielen Stellen nur gehört, dass Sciabarra in dem Werk mehr rumschwafeln als wirklich konkrete Aussagen machen würde.
Kommentar von CK | Mai 28, 2010
@CK: also, ich fand (ohne grosse Kenntnisse von Rands philosophischen Schriften) den zweiten Band über Rand eigentlich als interessantesten der Trilogie (mit dem dritten bin ich aber noch nicht durch). Sciabarra versucht sich an einer hermeneutischen Rekonstruktion der Philosophie Rands mit Betonung auf ihre russischen Wurzeln, wobei er, sagen wir mal, wohlwollend-kritisch mit seinem Subjekt umspringt.
Kommentar von nestor | Mai 28, 2010
Was Sciabarra angeht, so ist sein Buch eher von begrenztem Wert für das Verständnis von Rand. Das hängt vor allem damit zusammen, dass er sie als Dialektikerin interpretieren will, was nicht funktioniert. Es ist zwar korrekt, dass man in Rands Denken viele Strukturen finden kann, die dem heiligen Dreischritt der Dialektik sehr ähnlich sehen. Rand nennt diese false alternatives oder artificial dichotomies, und ihr Denken zeichnet sich dadurch aus, dass sie sich von den in diesen artikulierten Polen, zwischen denen sich die Debatte häufig bewegt, zu distanzieren versucht, um dritte Optionen aufzuzeigen, welche durch die scheinbare Ausschließlichkeit der Pole der Debatte oft nicht wahrgenommen werden. Schön und gut. Sie allerdings als Dialektikerin zu qualifizieren, geht dabei zu weit, denn das hieße, ihr zu unterstellen, sie würde eine _Methode_ verfolgen, die explizit versucht von Thesen und Antithesen zu Synthesen zu kommen. Das ist aber nicht der Modus des Rand’schen Denkens und an sich schon problematisch, weil man die beiden Seiten einer artificial dichotomy kaum a priori bestimmen kann, sondern zuerst die „dritte“, korrekte Position identifiziert haben muss, bevor man andere Positionen in Bezug auf diese als in einer künstlichen Dichotomie stehend festmachen kann. Es mag zwar möglich sein, Hypothesen aufzustellen, dass gewisse Positionen künstliche Dichotomien bilden, aber diese Hypothesen kann man nur Anhand der dritten Position als ihres Bezugsprinzips validieren. Und insofern funktioniert eine dialektische Methode nicht, weil ihre Ausgangspunkte zu unsicher sind. Ayn Rand war von ihrer Methodologie her keine dialektische, sondern eine induktive Denkerin (es sei offengelassen, was genau damit gemeint ist). Im objektivistischen Jargon würde man eine dialektische Methode wohl der denkmethodologischen Großkategorie des Rationalismus zuordnet, d.h. des Rumspielens mit bloßen Worten und deren vermeintlichen logischen Beziehungen.
Zu allem weiteren äußere ich mich später vielleicht noch.
Kommentar von S. | Mai 29, 2010
CK:
1. Kurzfristig mag das so sein, aber ob mittel- bis langfristig nicht gerade deswegen jemand furchtbar frustriert wird, weil er permanent der altruistischen Moral wegen Opfer bringt und es doch nie ausreicht und er selber sein eigenes Leben dahinschwinden sieht und dies später bereut, sei mal dahingestellt. Ich würde nämlich behaupten dass das Erreichen persönlichen Glücks keine rein subjektive Angelegenheit ist. Aber das ist das Problem dieses Menschen, nicht meins.
Die Menschen tun das, wovon sie sich mehr Glück oder zumindest weniger Leid versprechen. Natürlich können sie irren und Opfer ihrer falschen Einschätzungen werden. Nachher ist man ja bekanntlicherweise oft schlauer.
2. Das egtl. Problem mit dem Altruismus entsteht, wenn seine Propagierer Zwang und Gewalt gegen Andersdenkende für rechtens erklären. Bzw. eigentlich definiert Rand Altruismus bereits als die Haltung, die Menschen nur ein Recht auf Leben zugesteht, solange sie Opfer für Andere bringen, was automatisch Zwang gegen Andersdenkende moralisch legitimiert („Normale“ freiwillige Charity ist für Rand wie für mich was vollkommen Anderes). Diese Form von Altruismus (der Zwangbefürworter mag sich in der Tat bei seiner Handlung pudelwohl fühlen) gehört bis auf Blut bekämpft. (Da sind JayJay und ich uns natürlich auch wieder einig.)
Egozentrische Leute wie du, deren Solidaritätsgefühl etwas beschränkt zu sein scheint, müssen halt tun, was sie als richtig empfinden. Was aber, leider, nicht bedeutet, dass sie auch Recht haben.
Kommentar von Grommel | Juni 1, 2010
Was aber, leider, nicht bedeutet, dass sie auch Recht haben.
I could say to you that you do not serve the public good—that nobody’s good can be achieved at the price of human sacrifices—that when you violate the rights of one man, you have violated the rights of all, and a public of rightless creatures is doomed to destruction. I could say to you that you will and can achieve nothing but universal devastation—as any looter must, when he runs out of victims. I could say it, but I won’t. It is not your particular policy that I challenge, but your moral premise. If it were true that men could achieve their good by means of turning some men into sacrificial animals, and I were asked to immolate myself for the sake of creatures who wanted to survive at the price of my blood, if I were asked to serve the interests of society apart from, above and against my own—I would refuse, I would reject it as the most contemptible evil, I would fight it with every power I possess, I would fight the whole of mankind, if one minute were all I could last before I were murdered, I would fight in the full confidence of the justice of my battle and of a living being’s right to exist. Let there be no misunderstanding about me. If it is now the belief of my fellow men, who call themselves the public, that their good requires victims, then I say: The public good be damned, I will have no part of it!
[ Hank Rearden an enger vun den genialsten Rieden vun der Weltliteratur 😉 ]
Kommentar von CK | Juni 1, 2010
Typisches Gerede eines geblendeten Egomanen.
Kommentar von Grommel | Juni 1, 2010
Oder auch nur einer bemerkenswerten Figur, die zu den wenigen moralischen Menschen im Buch gehört im Gegensatz insbesondere zu den plündernden Politikern und deren Unfugsparolen. Gibt mehr solcher geiler Szenen in AS wo man sich richtig freut, dass der Gerechtigkeit genüge getan wird und die Bösen ihr Fett verbal abbekommen. Ich liebe es 😉
Müsste mal mehr solcher Individualisten im echten Leben geben, so Reden wie diese habe ich ja noch nie gehört. Unsere heutigen Businessmänner spielen lieber das Spiel der Politik mit in der Hoffnung Subventionen auf Kosten anderer Bürger abgreifen zu können.
Kommentar von CK | Juni 1, 2010
Es geht m.E. Ayn Rand weder um Kant noch um Hume. Es geht um ihre Philosophie. Beide gehen von anderen Prämissen aus, als sie es tut. Daher kann Ayn Rand Kant mit Hume in einen Topf werfen und die restlichen Philosophen auch – mit Ausnahme der des Aristoteles.
Kant verdeutlichte mit seiner ‚Kopernikanischen Wende‘ der menschlichen Wahrnehmung von Objektivität die Grenzen der Vernunft und der Empirie. Hume behauptete, dass die Grenzen, mit denen wir leben müssen, unsere menschliche Natur sei.
Ayn Rand’s Philosophie scheint auszuschließen, dass Denken und Natur dem Menschen Grenzen setzen könnten.
Existenz, Identität und Bewusstsein setzt sie für den Menschen als gegeben voraus. Die Welt, in der er lebt, ist dem Menschen irrtumsfrei zugänglich, wenn er auf vernünftige Weise denkt, d.h. wenn er das identifiziert und integriert, was ihm seine Sinne liefern. Dinge, Ereignisse werden benannt und durch die Worte wird das transformiert, was wir begreifen, und so entsteht eine mentale Entität. Bewertet wird derart Transformiertes am Wert ‚leben‘: Das Leben ist als ultimativer Wert der Maßstab, an dem sich alle anderen Werte messen müssen und die Vernunft ist die grundlegende Natur des Menschen. Sie ist die Fähigkeit, die Menschen das Überleben ermöglicht. Menschen, die sich so verstehen und so handeln, dürften eine ‚menschlich perfekte Welt‘ schaffen können.
„Rand states that her philosophy, ‚in essence, is the concept of man as a heroic being, with his own happiness as the moral purpose of his life, with productive achievement as his noblest activity, and reason as his only absolute‘ (Rand 1957, Afterword).“ Neera Bedhware and Roderick T. Long: http://plato.stanford.edu/entries/ayn-rand/
Mein Denken ist ‚physistisch‘ geprägt, d.h. durch Hinsehen, auf das, was mir durch meine Sinne gegeben ist. Objektivität hat sich mir dadurch noch nie erschlossen. Die Auffassung ‚facts are ‚facts‘ wird für mich nichtssagend durch die jeweils anderen ‚facts‘ von denen andere reden, wenn ich mich mit ihnen diskursiv auf Ereignisse und Dinge beziehe, die wir gemeinsam betrachten können. Individualität ist für mich der Maßstab aller meiner Dinge, weil sie mir auf bestimmte Weise erscheinen. Andere sehen die Dinge so, wie sie ihnen erscheinen. Daraus ziehe ich den Schluss, Schlussfolgerungen (reasonings) bildet jeder mit der ‚Vernunft‘ – was immer das auch sei -, die ihm zur Verfügung steht …usw.
Kurz gesagt: ‚Objektivität‘ scheint mir eine Denkfigur zu sein, die aus guten Gründen ausgedient hat.
Kommentar von amruthgen | Juli 5, 2010
Ayn Rand’s Philosophie scheint auszuschließen, dass Denken und Natur dem Menschen Grenzen setzen könnten.
Das ist Unfug, sorry. Das Identitätsaxiom besagt ja gerade, dass der Mensch eben ein Mensch ist und somit die Welt spezifisch-menschlich wahrnimmt und analysiert. Genauso wie dem menschlichen Körper (jedoch durchaus evolutionär erweiterbare) Grenzen gesetzt sind (ich kann nicht fliegen oder die 100m in 3 Sekunden laufen), so natürlich auch dem Geist. Die Natur basiert auf Regeln, der Mensch funktioniert nach Regeln. Gerade deswegen lehnen Objektivisten Gott bzw. allg. das unsinnige Konzept der Allmächtigkeit ja ab, weil es eine Negation von Identität ist, aber jede existierende Entität eine Identität (bestimmte Eigenschaften und Fähigkeiten) hat, welche eben grenzsetzend sind.
Die Welt, in der er lebt, ist dem Menschen irrtumsfrei zugänglich.
AR hat niemals behauptet, (ehrliche) Irrtümer seien unmöglich. Diese sind sehr wohl andauernd möglich.
Die Auffassung ‘facts are ‘facts’ wird für mich nichtssagend durch die jeweils anderen ‘facts’.
Sofern es sich in beiden Fällen wahrhaftig um Fakten (nicht Lügen, Manipulationen, Wunschdenken udgl.) handelt, müssen die sich nicht widersprechen, im Gegenteil. Man muss sich dann drum bemühen diese Fakten zu integrieren. So kann Person A einen Rüssel ertasten, Person B lange Ohren und gemeinsam erkennt man einen Elefanten.
Objektivität hat sich mir dadurch noch nie erschlossen.
Ist für mich die Haltung sich nur an der Realität zu orientieren bzw. sich ehrlich darum zu bemühen und ggf. seine Ansichten zu korrigieren. So können durchaus zwei Menschen objektiv sein und dennoch vollkommen anderer Meinung sein, weil sie andere Kenntnisse zur Faktenlage haben und/oder diese anders gewichten. Diesen stehen jedoch zig irrationale Menschen gegenüber, die Fakten erst gar nicht interessiert, sondern gleich vollkommen subjektiv einfach blinden Gefühlen und/oder blindem Glauben folgen. Um bspw. heute trotz aller historischen Empirie immer noch ein Staatssozialist zu sein, muss man komplett faktenresistent sein und die Realität verleugnen.
Kommentar von CK | Juli 6, 2010
Mein ‚Unfug‘ – sorry – ist mein Resümee. Ich bin sogar ziemlich sicher, dass Ayn Rand nie das gedacht hat, was ich bei dem denke, was sie geschrieben hat, bzw. denke bei dem, was andere über sie geschrieben haben.
Ich formulierte mit meinem Resümee Zusammenhänge, ahnte Konsequenzen – die sich für andere nicht zwangläufig ergeben müssen – sich aber ergeben können, wenn man Grundannahmen ihrer Philosophie im Zusammenhang mit ihrer Kritik an Kant und Hume konstelliert und mögliche resultierende Folgen im Zusammenhang mit ihrer radikal kapitalistischen Sicht sieht.
Meine Aussage, dass ‚objektiv‘ sein nicht geht, ist davon unabhängig und beruht auf ganz anderen Grundlagen, die Ayn Rand noch nicht einmal ansatzweise im Blick hatte. Für mich illustriert ihre Philosophie, welche Konstrukte erfunden werden, die aus meiner Sicht der menschlichen Natur nicht entsprechen, um jenseits individueller Sichten behaupten zu können, Objektives wäre greifbar. Dafür fehlen ‚objektive‘ Kriterien. Objektivität halte ich für eine Schimäre abendländischer Philosophie.
Ich entschuldige mich nun meinerseits, weil es sein könnte, dass dies als Angriff empfunden wird und ich möchte andere Menschen nicht angreifen, weil sie anders denken als ich.
Kommentar von amruthgen | Juli 6, 2010
Da ich zurzeit „From Marx to Mises“ von David Ramsay Steele lese, habe ich das Netz nach anderen Texten des gleichen Autors durchforstet, und siehe da, ich habe einen Artikel über Rand und Kant von Steele aus der Augustausgabe 2002 der Liberty gefunden: als pdf findet man hier: http://libertyunbound.com/sites/files/printarchive/Liberty_Magazine_August_2002.pdf, darin „Ayn Rand and the curse of Kant“ von Steele auf den Seiten 49-57. Übrigens kann ich mich Steeles Argumentation darin voll und ganz anschließen.
Kommentar von nestor | November 30, 2010